Erfolgreich lernen: Zehn Tipps und Tricks
Lernen soll Freude bereiten und für das Leben eine Bereicherung sein. Doch je mehr Zeit sich zwischen den Abschluss Ihres Studiums und Ihrer Ausbildung schiebt, desto schwieriger kann es werden, in eine regelmäßige Lernroutine zurückzufinden. Setzen Sie sich hierbei nicht unter Druck, denn Lernen will gelernt sein. Lassen Sie sich in diesem Beitrag von uns für Ihr individuelles Lern-Vorhaben motivieren. Nur mit der Bereitschaft, lebenslang lernen zu wollen, können Sie den zukünftigen Anforderungen in Ihrem Berufsleben gerecht werden, Ihren Alltag zufriedenstellend meistern und bis ins hohe Alter geistig fit, flexibel und wissbegierig bleiben. Wir geben Ihnen zehn Tipps und Tricks an die Hand, die sich besonders gut für Erwachsene eignen und mit denen Sie erfolgreich und effektiv lernen werden. Probieren Sie einfach aus, was am besten für Sie funktioniert.
1. Schaffen Sie eine optimale Lernatmosphäre
Eine passende Lernumgebung ist der erste wichtige und grundlegende Schritt, um die Lernsituation zu verbessern. Am besten lernen Sie an einem ruhigen, störungsfreien Ort. Dies kann entweder an einem festen Arbeitsplatz zuhause oder in stimulierender Arbeitsatmosphäre, wie beispielsweise in einer Bibliothek, sein. Einige Menschen können sich besser konzentrieren, wenn im Hintergrund klassische Musik läuft, oder ihre Erinnerungsleistung verbessern, wenn sie regelmäßig den Lernort wechseln. Gleichzeitig sollten Sie sich in Ihrer Lernatmosphäre wohlfühlen, Ihren Arbeitsplatz so auswählen, dass alle für das Lernen benötigten Materialien zugänglich sind und in regelmäßigen Abständen für Frischluft sorgen (Metzig & Schuster, 2016; Rost, 2018).
2. Vermeiden Sie Multitasking
Fokussieren Sie sich auf kurze, aber produktive Lerneinheiten. Idealerweise befindet sich Ihr Smartphone im Flugmodus und außer Reichweite. Auch der Fernseher sollte ausgeschalten sein. Ihr Schreibtisch sollte genügend Platz bieten und aufgeräumt sein. So halten Sie all die Ablenkungsquellen so gering wie möglich (myStipendium, o.D.).
3. Bringen Sie sich in den richtigen „Lernmodus“
Um gut und effektiv zu lernen, müssen Sie sich in den richtigen „Lernmodus“ bringen. Doch wie funktioniert das? Nutzen Sie das sog. Priming (1)* bzw. den Priming-Effekt (2)*. Hierbei voraktivieren Sie Ihr Gehirn für den Lernstoff und bereiten es auf das neu zu erlernende Thema vor, indem Sie sich bereits vorhandenes Wissen in Erinnerung rufen und gezielt Fragen formulieren. So schalten Sie Ihr Gehirn in einen aktiven Such- und Aufnahmemodus. Zudem kann die Lernleistung durch eine positive Grundstimmung während des Lernens um ein Vielfaches erhöht werden. Deshalb sollten Sie Stress vermeiden, sich keinem Druck durch zu hoch gesetzte Lernziele aussetzen und nicht „zwischen Tür und Angel“ lernen. Vielmehr sollten Sie sich genügend Zeit nehmen, um vor dem Lernen zur Ruhe zu kommen und sich mit Hilfe von speziellen Entspannungstechniken (z.B. Meditation, Atemübungen, etc.) oder Sport zu entspannen (Karsten, 2012).
4. Schaffen Sie sich Freiräume für das Lernen
Sie sitzen am Schreibtisch, starren auf Ihre Unterlagen und sind mit Ihren Gedanken ganz woanders? Gerade in der beruflichen Weiterbildung müssen Sie gut organisiert sein. Hatten Sie als Schüler/-in zuhause ausreichend Freiraum, um Ihre Hausaufgaben zu erledigen und sich auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten, so haben Sie als Erwachsener oftmals nicht mehr die benötigte Zeit, um zu lernen. Denn nach einem Arbeitstag warten oftmals zunächst Familie, Hobbies und Haushalt. Versuchen Sie deshalb, sich Zeit und Raum für das Lernen zu verschaffen und das Drumherum so gut wie möglich zu organisieren. Hierzu zählen beispielsweise private Verpflichtungen, der Arbeitsalltag und die persönliche Lernumgebung (z.B. Schreibtisch, funktionsfähiger Drucker, Laptop, etc.) (Reuter, 2014).
5. Gönnen Sie sich (aktive) Lernpausen
Machen Sie ausreichend Pausen, um die optimale Aufnahmefähigkeit beizubehalten und Ihre Nerven zu schonen. Idealerweise sollten Sie nach 30 Minuten eine kurze Pause (ca. fünf Minuten) einlegen. Nach ca. zwei Stunden sollten Sie 15-20 Minuten und nach ca. vier Stunden 60-120 Minuten Pause machen. Während der Erholungspausen eignen sich neben einem Spaziergang an der frischen Luft auch hervorragend Sport, alltägliche Arbeiten (z.B. Putzen, Kochen, Einkaufen, etc.) oder ein Gespräch bzw. Treffen mit einer/-m Bekannten. Durch die Ablenkung bekommen Sie einen freien Kopf und neue Energie sowie Motivation. Von geistigen Anstrengungen während der Pausen, wie beispielsweise Zeitungslesen, ist eher abzuraten (Metzig & Schuster, 2016).
6. Achten Sie auf die „richtige“ Lerndauer
Idealerweise teilen Sie sich Ihren „Lern-Tag“ in zwei Vier-Stunden-Blöcke ein, die durch eine Erholungspause (Dauer: ca. 60 bis 120 Minuten) getrennt sind. Beachten Sie, dass nicht jeder Mensch acht Stunden am Tag lernen kann. Steigern Sie daher Ihre Lerndauer langsam und verlängern Sie Ihre Arbeitszeit nicht durch Kürzen oder Verzicht der Erholungspausen. Denn: Verteiltes Lernen ist deutlich effektiver und Pausen gehören zum Lernprozess dazu bzw. unterstützen diesen (Metzig & Schuster, 2016).
7. Teilen Sie sich Ihren Lernstoff ein und setzen Sie sich machbare Ziele
Wichtig ist, dass Sie sich kleine Etappen- und Tagesziele setzen, denn ein strukturiertes Lernen wirkt positiv und motivierend. Optimal kann dies mittels eines Lern- oder Wochenplans umgesetzt werden. So erhalten Sie einen Überblick, was Sie alles noch lernen müssen und wie viel Zeit Sie dafür zur Verfügung haben. Zudem vermeiden Sie dadurch das sog. Panik-Hau-Ruck-Lernen. Wichtig: Planen Sie bereits von Beginn an so, dass Sie sich am Tag vor der Prüfung nichts Neues mehr aneignen müssen. Außerdem braucht Lernen Erfolgsergebnisse. Setzen Sie sich also Lernziele, die machbar und adäquat sind, und reduzieren Sie Ihren Lernstoff auf ein machbares Maß (Metzig & Schuster, 2016; Reuter, 2014).
8. Übung macht den Meister
Lernen klappt nicht auf Knopfdruck, sondern braucht eine gewisse Beharrlichkeit. Wiederholen Sie deshalb den Lernstoff immer wieder und in regelmäßigen Abständen. So können Sie nicht nur überprüfen, ob Sie das Gelernte auch wirklich beibehalten haben, sondern können das nach und nach erlernte Wissen miteinander verknüpfen und dadurch ein Gesamtverständnis aufbauen. Geben Sie bei einem Misserfolg nicht auf, sondern motivieren Sie sich selbst, dass Sie es schaffen können (Reuter, 2014).
9. Überlegen Sie nicht zu lange
Sie grübeln seit Minuten, aber das bereits Gelernte fällt Ihnen einfach nicht mehr ein? Kein Problem, schlagen Sie es einfach nach! Zu langes Überlegen führt laut einer US-Studie dazu, dass man die Antwort auch in Zukunft nicht weiß. Grund hierfür ist, dass im Gehirn eine Art „Fehlermeldung“ abgespeichert wird. Zudem ist es in der Lern- und Vorbereitungsphase völlig normal, sich nicht alles sofort merken zu können (myStipendium, o.D.).
10. Überwinden Sie Ihren „inneren Schweinhund“
Oftmals ist die Motivation, mit dem Lernen zu beginnen, das größte Problem und man schiebt es so lange auf, bis sich ein riesiger „Lernberg“ angehäuft hat. Probieren Sie doch einmal den 10-Minuten-Trick aus: Setzen Sie sich für zehn Minuten an Ihren Schreibtisch. Sie werden gar nicht merken, dass die zehn Minuten bereits vorüber sind und machen einfach weiter. Bleiben Sie jetzt am Ball, denn Ihr „innerer Schweinehund“ ist überwunden (Krengel, o.D.).
(1)* Ableitung von dem englischen Verb „to prime“ (dt. vorbereiten)
(2)* Der Priming-Effekt kann auch ganz unbewusst auftreten, indem man beispielsweise durch Werbung für eine bestimmte Thematik sensibilisiert wird oder sich anhand einer Kurzbeschreibung (z.B. Etikett, Fernsehzeitung, etc.) über etwas informiert
Literatur
Karsten, G. (2012): So lernen Sieger. Die 50 besten Lerntipps aus den internen Lernbereichen Forschungserkenntnisse, Mentalfaktoren, Lernmethoden, Gedächtnistechniken, Lernoptimierung (2. Aufl.). München: Mosaik.
Metzig, W. & Schuster, M. (2016): Lernen zu lernen. Lernstrategien wirkungsvoll einsetzen (9. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer.
Reuter, M. (2014): Gezielt gelernt. Lerntipps, Klicktest-Fragen und Praxisbeispiele zur Vorbereitung auf die österreichischen IPMA Zertifizierungen. Norderstedt: Books on Demand.
Rost, F. (2018): Lern- und Arbeitstechniken für das Studium (8. Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.
Krengel, M. (o.D.): Lerntipps für Prüfungen: Wie lernen Studenten und Schüler am besten? Abgerufen am 22. August 2019, von https://www.studienstrategie.de/lernen/lerntipps-fuer-pruefungenwie-lernen-studenten-und-schueler-am-besten/
myStipendium (o.D.): Effektiv lernen: 14 Lerntipps aus der Wissenschaft. Abgerufen am 22. August 2019, von https://www.mystipendium.de/studium/effektiv-lernen
Dieser Text wird vom Forschungsprojekt "Transfernetzwerk der digitalen Transformationswerkstatt" zur Verfügung gestellt.
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