Gutes tun und darüber reden
Geprägt vom Gemeinschaftsgedanken und einem inneren Zusammenhalt, ist dem Sportverein Eintracht Frankfurt gesellschaftliche Verantwortung seit jeher ein Anliegen. Gudrun Backhaus, die seit neun Jahren für den Verein arbeitet, ist CSR-Leiterin und betreut in dieser Position eine Vielzahl von Sozialprojekten. Im Oktober 2019 hat sie an dem berufsbegleitenden Lehrgang "CR-Management für Praktiker" teilgenommen und berichtet über ihre Erfahrungen während des Kurses sowie über den Stellenwert von CSR bei Eintracht Frankfurt.
Ursprünglich kommt Gudrun Backhaus aus dem Sport, genau genommen aus dem Handball. Studiert hat sie Anglistik und Politikwissenschaften, während sie gleichzeitig ihren Trainerschein machte: „Ich war ziemlich lange im Trainergeschäft tätig und so bin ich auch zur Eintracht gekommen. Dadurch bin ich in den Fokus gerückt und irgendwann wurde mir dann eine hauptamtliche Stelle angeboten.“ Als CSR-Leiterin ist es ihre Aufgabe, die vielen sozialen Projekte des Vereins im Auge zu behalten. „Wir haben pro Jahr 200 bis 250 Projekte, die wir mit diversen Partnern zusammen begleiten und fördern. Dazu muss man wissen, dass wir nicht nur Fußball haben, sondern 18 Abteilungen mit insgesamt über 50 Sportarten“, erklärt sie. So arbeitet die Triathlon-Abteilung beispielsweise mit der Welthungerhilfe zusammen, die Tennisabteilung bietet Blindentennis sowie Tennis für Kinder mit der Glasknochenkrankheit an und in der Turnabteilung werden praktisch Bildbare regelmäßig in Bewegung gebracht.
"Wir haben pro Jahr 200 bis 250 Projekte, die wir mit diversen Partnern zusammen begleiten und fördern.“
Als Leuchtturmprojekt kommt die CSR-Verantwortliche gerne auf die "Eintracht Frankfurt Pausenliga" zu sprechen, einem Projekt, das bereits seit zwölf Jahren besteht und in dem an elf Frankfurter Schulen in den großen Pausen gemeinsam mit den Kindern Sport gemacht wird. Damit alle Kinder mitspielen können, sei das Programm sportartübergreifend aufgebaut. Der Claim dahinter: Spielspaß mit gesunder Bewegungsförderung. „Als Sportverein hat man natürlich die meisten Möglichkeiten, nach außen hin sozial aktiv zu sein“, findet Gudrun Backhaus. Neben den vielen sozial-gesellschaftlichen Projekten sei aber auch Umwelt- und Ressourcenschutz ein Thema: „Unsere Liegenschaften sind alle ökologisch ausgelegt: Zisternen, Brauchwasseranlagen, Solarzellen, LED-Beleuchtungen. Das ist so, seitdem ich da bin, ich kenne es nicht anders. Im Rahmen der Möglichkeiten wird hier kontinuierlich nachgerüstet.“ Die drei CSR-Hauptthemen – Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft – gehen beim Verein Hand in Hand: „Das gehört einfach zusammen.“
Bei einem Besuch der Website von Eintracht Frankfurt fällt eine Sache sofort auf: Obwohl der Verein sehr erfolgreich CSR betreibt, scheint das Thema in der öffentlichen Darstellung kaum eine Rolle zu spielen. Warum das so sei? „Einfach weil das bei uns seit Menschengedenken selbstverständlich ist“, erklärt Gudrun Backhaus und meint damit die vielen sozialen Projekte, für die der Verein bereits mit einigen CSR-Preisen ausgezeichnet wurde. Sie fährt fort: „Es wird ja gern von der Eintracht-Familie gesprochen und das ist wirklich so: Da ist ein Zusammenhalt und der kommt von innen heraus.“ Bislang habe bei der Thematik rund um die Außenkommunikation von CSR aber auch die Trennung der Webseiten von Verein und Fußball AG eine Rolle gespielt. Für 2020 sei geplant, diese beiden Internetauftritte zusammenzuführen und im Rahmen dessen solle auch CSR eine größere Bühne bekommen. Schließlich werde sich die Kommunikationsstrategie künftig ändern: „Vor drei, vier Jahren hieß es noch: Gutes tun und nicht darüber reden. Das hat sich gewandelt. Zum Glück.“
„Vor drei, vier Jahren hieß es noch: Gutes tun und nicht darüber reden. Das hat sich gewandelt. Zum Glück.“
Alle CSR-Themen des Vereins auf eine Linie zu bringen und eine einheitliche Kommunikationsstrategie zu schaffen, dies seien bislang die größeren Herausforderungen für die CSR-Verantwortliche. An neuen Ideen für Projekte mangele es hingegen nicht: „Man muss eher manchmal sagen: Langsam, dass wir uns nicht verzetteln. Die Sachen, die wir machen, sind gut. Lasst uns erstmal dabei bleiben, darauf aufbauen und es in eine schöne Form bringen.“ Generell bewege sich hinsichtlich Corporate Social Responsibility extrem viel, insbesondere in den Sportvereinen, so empfindet es die CSR-Leiterin. Neben ihr bilden sich derzeit noch zwei weitere Mitarbeiter von Eintracht Frankfurt in diesem Bereich fort.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrgangs „CR-Management für Praktiker“ im Oktober 2019. Mit im Bild: Kursleiter Prof. Dr. Dr. Alexander Brink (1.v.l.), Kursleiterin Katrin Anton (2.v.l.) und Dozent Michael Röthel (1.v.r.)
Als Teilnehmerin des Lehrgangs „CR-Management für Praktiker“ hat Gudrun Backhaus der Kurs nicht nur inhaltlich überzeugt: „Die Dozenten sind toll, es ist eine gute Sache und man kann viel mitnehmen.“ An der Universität Bayreuth besteht der Lehrgang nun seit 2011 und wird hier federführend von Prof. Dr. Dr. Alexander Brink, Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik, geleitet. Das 5-Tages-Programm ist als Intensivkurs konzipiert und vermittelt in Fachvorträgen fundierte Basiskenntnisse an CR-Verantwortliche und Führungskräfte. Für die CSR-Leiterin hat sich die Teilnahme an dem Lehrgang allemal gelohnt: „Für mich war es interessant, aus dem Sport, aus dem Fußball heraus, einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Die anderen Teilnehmenden stammen aus vollständig unterschiedlichen Unternehmen und man tauscht sich während des Kurses ja auch aus. Dabei entstehen ganz viele interessante Geschichten.“ Wie sie den Lehrgang in drei Worten beschreiben würde? „Kompakt, stimmig, lehrreich!“
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